Aktuelles
20.11.2023
Win-win-Situation für Landwirte und Verbraucher
Stadtwerke Vilsbiburg weiten Schutzgebiet um Trinkwasserbrunnen aus
Mit der Kernaussage „Wasser ist ein Menschenrecht – keine übliche Handelsware, sondern ein ererbtes Gut, das geschützt
und sorgsam behandelt werden muss“ weist die „Nationale Wasserstrategie“ des Bundesumweltministeriums von 2022 der
Dringlichkeit des Trinkwasserschutzes höchste Priorität zu. Auch die Politik sieht sich beim Grundwasserschutz in der
Verantwortung und fördert ökologisch wirtschaftende Betriebe und stellt aber auch fest, dass der Schutz unseres Trinkwassers
eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist.
Obwohl bei der Wasserqualität der vier Brunnen der Stadtwerke Vilsbiburg in allen Bereichen die Grenzwerte deutlich
unterschritten werden, rief Stadtwerkeleiter Wolfgang Schmid im Jahr 2019 das Projekt „Vorbeugender Grundwasserschutz“
ins Leben. Elf Landwirte im Bereich des Trinkwasserschutzgebiets Zeiling schlossen erstmals eine freiwillige Kooperation, mit
dem Ziel den Nitrateintrag im Boden und letztendlich in das Grundwasser langfristig zu senken. Die Messwerte zum
Projektstart belegen, dass die Landwirte im Einzugsgebiet bereits in der Vergangenheit äußerst sensibel mit dem Einsatz von
Düngemittel umgingen. Schon nach drei Jahren zeigen die Messergebnisse von Reststickstoff in den oberen Erdschichten,
dass sich der Einsatz lohnt. Eine Tendenz zu besseren Werten ist klar erkennbar. So konnte der bereits niedrigere N-min-Wert
(= Nitrat- und Ammoniumstickstoff in einer Schicht von 0 bis 90 cm Tiefe) von 25 N-min/ha in 2022 auf 18 N-min/ha in 2023
und 16 N-min/ha in 2024 nochmals gesenkt werden. Durch die Ausweitung des Gebiets in Richtung Südwesten, der
Hauptanstromrichtung des Grundwassers auf die Brunnen, konnten weitere Landwirte gewonnen werden. Das Projektgebiet
umfasst derzeit 90 Prozent der 230 Hektar bewirtschafteten Fläche im Einzugsgebiet der Brunnen. Bewaldete Flächen werden
aufgrund ihrer extensiven Bearbeitung nicht einbezogen.
Die übergeordneten Ziele sind die Verbesserung der Trinkwasserqualität durch geringere Belastungen mit Nitrat und
Pflanzenschutzmittel, die Förderung der Grundwasserneubildung sowie der Bodenschutz, um die Filterwirkung und die
Speichereigenschaft der Böden zu verbessern. Während der Vegetation werden die Bestände mit sogenannten Stickstoffsensoren
kontrolliert. Eine Probendichte von zwei Messungen je Hektar ermöglicht eine hochwertig spezifische Auswertung, die mit
Ertragsdaten zusammengeführt werden. Anschließend wird für die Landwirte eine Düngeplanung erstellt und pflanzenbauliche
Beratung angeboten. Die Untersuchungen des ausgewogenen Nährstoff-Verhältnis von Stickstoff sowie einer Reihe von
weiteren Spurenelementen ermöglichen den Landwirten Einsparungen bei Düngemitteln und somit Kosten, eine Verbesserung
des Ertrags und nicht zuletzt die Steigerung der Bodenqualität. Durch die verbesserte Stickstoffeffizienz wird der Nitrateintrag
deutlich reduziert. Ebenfalls wird mit dem gezielten Einsatz von natürlichen organischen Düngern und Zwischenfrüchten eine
Humusbildung von bis zu 3,5 Prozent erreicht und somit die Fruchtbarkeit der Böden erhöht. Problemzonen im Ertrag, meist
sandige oder nasse Flächen können mit dieser Betrachtung überdurchschnittlich verbessert werden. Durch den ausgewogenen
Einsatz von Nährstoffen sind die Pflanzen gesünder und widerstandsfähiger, so profitieren auch die Tiere, die damit gefüttert werden.
Während Agraringenieur Jürgen Schwarzensteiner (farmtastik consulting) die Bodenbeprobung und Auswertung ausführt und
den Landwirten als direkter Ansprechpartner zur Verfügung steht, erfolgt die hydrogeologische Beratung der Stadtwerke
Vilsbiburg durch das renommierte Büro Anders & Raum aus Hintelsberg bei Velden mit Evl Anders und Dr. Klaus Killy.
Die Ermittlung der Grundwasserfließrichtung sowie die Bewertung des Schutzes durch die Grundwasserüberdeckung zählen zu
den Grundlagen für die Bemessung des künftigen Wasserschutzgebietes, das sich in etwa mit der Fläche des
Grundwasserschutzprojektes decken wird. Bürgermeisterin Sibylle Entwistle dankt allen beteiligten Landwirten für ihr Mitwirken:
„Das Grundwasser hat ein langes Gedächtnis - alles, was jetzt unternommen wird, hat positive Auswirkungen für folgende
Generationen und trägt dazu bei die Folgen des Klimawandels abzumildern.“
Bild: 90 Prozent aller bewirtschafteten Flächen im rot markierten Bereich (Waldflächen zählen
hier nicht dazu) sind am Projekt beteiligt. Die beiden blauen Pfeile zeigen die Anstromrichtung des Grundwassers auf die Brunnen an.
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