Text, Foto: Vilsbiburger Zeitung, 17.07.2015; Luftbild: Klaus Leidorf.

Immer mehr Energie aus regenerativer Quelle

Die aus Wasserkraft erzeugte Energie hat in Vilsbiburg nur einen geringen Anteil von rund 0,6 Prozent.

Stadt macht bei der der Umsetzung ihrer Klimaschutzziele Fortschritte

Vilsbiburg. Rund drei Viertel der in Vilsbiburg verbrauchten elektrischen Energie wird inzwischen vor Ort aus regenerativen Quellen erzeugt. Über diesen beachtlichen Fortschritt der Stadt Vilsbiburg berichtete Klimaschutzmanager Georg Straßer vor kurzem im Stadtrat, als er alle klimawirksamen Projekte vorstellte. Denn bis zum Jahr 2035 möchte die Stadt Vilsbiburg weitgehend energieautark sein. Die Stadträte nahmen die Darstellungen Straßers erfreut zur Kenntnis, blieben aber die Antwort zum weiteren Vorgehen schuldig.

 

Der Ausbau der Photovoltaikanlagen (PV) auf öffentlichen und privaten Dächern war eine der ersten großen Aktionen zum Klimaschutz, nachdem die Stadt 2009 eine lokale Klimakonferenz einberufen hatte. Mit Hilfe von Bürgerbeteiligung wurden damals Dächer wie das der Stadthalle mit PV-Technik bestückt. Rund 25 Prozent des Stroms kommt inzwischen von den Dächern der ganzen Stadt.

 

Weitere zehn Prozent des verbrauchten Stroms produziert die PV-Freilandanlage an der Bahnlinie mit 4,72 Megawatt installierter Leistung. Sie produzierte im vergangenen Jahr 5,24 Millionen Kilowattstunden Strom. Gleichzeitig werden allein durch diese Freilandanlage rund 3000 Tonnen Kohlendioxid im Jahr vermieden. Effektiv eingesetzt wird die Kraft der Sonne seit Beginn der aktuellen Saison im Stadtbad. Dort wurden auf dem Dach der Betriebsgebäude einfache Solarthermiematten installiert, mit denen das Wasser in den Becken erwärmt wird. Die Besucher der Freizeitanlage äußern sich sehr zufrieden über den Wärmegewinn in den Becken.

 

Biogasanlagen zur GrundversorgungGrossansicht in neuem Fenster: Energiewende: Das neue Windkraftwerk der Stadtwerke Vilsbiburg bei Moosthann vor dem Atomkraftwerk Isar 2 in Ohu...

 

Rund 30 Prozent des Vilsbiburger Stroms erzeugen die mittlerweile sieben Biogasanlagen im Stadtgebiet - und dies Tag und Nacht. Die Kehrseite dieser Biotechnik ist natürlich die zunehmende Vermaisung der Gegend, doch als Grundlastproduzenten sind die Biogasanlagen nicht zu unterschätzen. Für Georg Straßer wäre diese Technik noch effizienter, wenn auch die Abwärme der Anlagen besser genutzt werden könnte. Denn neben 2,5 Megawatt elektrischen Strom erzeugen die sieben Biogasanlagen-Betreiber in Vilsbiburg zusammen auch 3 Megawatt Wärme.

 

In diesem Zusammenhang ist das Projekt der Nahwärmegenossenschaft Seyboldsdorf ein energiepolitisches Leuchtturmprojekt, „das in ganz Bayern seinesgleichen sucht". Denn dort sollen 85 Haushalte mit Nahwärme versorgt werden, die aus der Biogasanlage Neudecker, Thalham, stammt. Weil die Wärmemenge von dort aber nicht reicht, soll die restliche Wärme ebenfalls regenerativ mit einer Hackschnitzelheizanlage erzeugt werden. Im Moment ist die im April gegründete Genossenschaft dabei, belastbare Zahlen zu ermitteln, damit das Vorhaben im kommenden Frühjahr in Bau gehen kann.

 

Nur begrenzt aus einer regenerativen Energiequelle kommt die Wärmeversorgung der Stadtwerke für das neue Baugebiet Burger Feld. Aus Preisgründen kommt die Wärme- Grundlast aus einem gasbetriebenen Blockheizkraftwerk, die ergänzt wird durch Holzpellets und Solarenergie. Die Überlegung, auch hier die Abwärme aus einer benachbarten Biogasanlage zu nutzen, konnte aus verschiedenen Gründen nicht realisiert werden.

 

In Planung ist derzeit eine weitere Wärmeinsel in direkter Nachbarschaft der Stadtwerke. Hier käme die Wärme aus Hackschnitzeln eines Sägewerks, das als Wärmelieferant agieren würde. Damit sich das Projekt überhaupt rechnen lässt, ist der Anschluss einiger Großabnehmer - Realschule, Montgelas-Gymnasium und Elisabeth-Kindergarten - erforderlich. Dann aber könnte man ein Wärmenetz bis nach Schachten planen, an das sich auch viele private Haushalte anschließen könnten. Straßer zufolge gibt es auch bereits erste Interessenten.

 

Projekt: Nahwärme für Schulen und Schachten

 

In seinem Vortrag bat der Klimaschutzmanager diejenigen Stadträte, die auch im Kreistag vertreten sind, dieses Vorhaben positiv zu begleiten. Derzeit liegt ein Angebot der Stadtwerke über die Anschluss und Verbrauchskosten für die Schulen in der Kreiskämmerei.

 

Noch einmal zehn Prozent des Strombedarfs erzeugt das Windrad in Moosthann, das die Stadtwerke im vergangenen Dezember in Betrieb genommen haben. Zwar lässt sich nach einem halben Jahr Betrieb und in der aktuellen Schwachwindphase wenig über den Jahresertrag sagen, aber nach Auskunft von Wolfgang Schmid, dem Leiter der Stadtwerke, liege man innerhalb der Prognosen: „Einen echten Überblick über den Ertrag haben wir in drei bis vier Jahren, aber so lange können wir nicht warten."

 

Denn sollte sich die Energieausbeute nach einem Jahr als ausreichend erweisen, wollen die Werke im eigenen Versorgungsgebiet, in Zeiling, ein zweites Windrad bauen. Dazu gibt es bereits einen gültigen Flächennutzungsplan, weshalb die 10-H-Regelung hier nicht mehr wirksam wurde. Zwar wurde beim Bio-Monitoring ein Wespenbussard gesichtet, der dem Bau eines Windrads ebenfalls entgegensteht, doch darüber müsse man mit den Behörden verhandeln, sagte Schmid.

 

Ein weiterer Windrad-Standort ist laut Windatlas Götzdorf, an dem sogar zwei Anlagen möglich wären. Straßer wolle dazu vom Stadtrat wissen, wie er weiter vorgehen soll: Nachdem die Stadtwerke vorerst abgewunken haben, könnte das Vorhaben an Dritte vergeben werden. Außerdem wäre das Interesse der Nachbargemeinde Bodenkirchen zu ermitteln und ein konkretes Gutachten in Auftrag zu geben. Die Räte vertagten die Antwort auf eine spätere Sitzung.

 

Bildunterschrift rechts

Energiewende: Das neue Windkraftwerk der Stadtwerke Vilsbiburg bei Moosthann vor dem Atomkraftwerk Isar 2 in Ohu, das in voraussichtlich sieben Jahren abgeschaltet werden soll.