Text: Vilsbiburger Zeitung, 26.01.2022.

Gästebuch der Stadt Vilsbiburg, 26.01.2022 - Adolf Haberl

Bürgermeisterin Sibylle Entwistle überreicht Adolf Haberl einen Erinnerungskrug (Foto: Stefan Schütze).Bürgermeisterin Sibylle Entwistle überreicht Adolf Haberl einen Erinnerungskrug (Foto: Stefan Schütze).

Bürgermeisterin Sibylle Entwistle überreicht Adolf Haberl einen Erinnerungskrug (Foto: Stefan Schütze).

Ein besonderer Geburtstag

Schafkopf-Weltmeister Adolf Haberl trägt sich ins Goldene Buch der Stadt ein

Was für ein Tag für Adolf Haberl. Zum einen wurde der Vilsbiburger am gestrigen Dienstag 69 Jahre alt, zum anderen trug er sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Der Grund: Haberl gewann 2019 die Schafkopf-Weltmeisterschaft in Cham. Da bei der Stadt lange Zeit niemand etwas davon wusste, wurde der Weltmeister nicht schon früher geehrt.

 

Warum Haberl erst knapp drei Jahre nach seinem famosen Erfolg von der Stadt geehrt wird, weiß er selbst nicht so genau. „Ich habe bisher keine Einladung bekommen“, sagt er. Sich selbst bei der Stadt zu melden und aufzudrängen „macht man nicht“, so Haberl. Dass es überhaupt noch zu einer Ehrung kommt, ist einem Bürger zu verdanken, der die Stadt über Haberls Erfolg informiert hat, wie Andrea Soller, im Rathaus zuständig für Kinder, Jugend, Sport und Kultur, bestätigt. Da die Weltmeisterschaft in Cham stattgefunden hat, habe man hier schlicht nichts vom Erfolg des mittlerweile 69-Jährigen mitbekommen. Umso stolzer ist der Weltmeister nun, die größtmögliche Ehrung seiner Heimatstadt zu bekommen: der Eintrag ins Goldenene Buch.

 

Grossansicht in neuem Fenster: Adolf Haberl beim Eintrag in das Gästebuch der Stadt Vilsbiburg (Foto: Stefan Schütze).Bildnachweis: Adolf Haberl beim Eintrag in das Gästebuch der Stadt Vilsbiburg (Foto: Stefan Schütze).Zwischen dem neunten und dem zehnten Lebensjahr lernte Haberl Schafkopfen – wann genau, kann er nicht mehr sagen. Seine Mutter brachte ihm das Kartenspiel damals bei, erinnert er sich. Schon früh verbrachte er viel Zeit damit, Schafkopf zu spielen. Während die Kunden im väterlichen Schmiede-Betrieb warteten, gesellte sich Haberl zu ihnen und forderte sie zu ein paar Schafkopf-Partien heraus, was die Kunden gerne annahmen.

 

Haberl spielt regelmäßig bei Wettbewerben

 

Kurz nach der Gründung des Schafkopf-Clubs Bayern (SCB) im Jahr 1996, trat der heutige Weltmeister bei. Dort spielt er zusammen mit drei weiteren leidenschaftlichen Kartlern im Team SKF Julbach in der Bayernliga. Einmal im Monat, wenn es die Corona-Situation zulässt, messen er und seine Mitspieler sich mit anderen Mannschaften. Der Wettkampfgedanke ist auch hier nicht zu vernachlässigen, denn schließlich kann man in die Landesliga absteigen. Zudem finden normalerweise alle zwei Wochen regionale Turniere statt, an denen Haberl regelmäßig teilnimmt.

 

Bayerische, Deutsche und vor allem Weltmeisterschaften sind für Haberl natürlich etwas ganz Besonderes. Eine spezielle Vorbereitung auf die Turniere hat der Vilsbiburger aber dennoch nicht. Das Einzige worauf er achtet, ist ausgeschlafen zu sein, denn „sonst passieren blöde Fehler und jeder Punkt zählt“.

 

Ansonsten verlässt er sich auf seinen Instinkt und seine langjährige Erfahrung: „Man muss wissen, was der Gegner hat.“ Deshalb zählt er ganz genau, welche Trümpfe und wie viele Augen (Punkte) die Gegner schon erspielt haben. Außerdem versucht er vorauszuahnen, was seine Gegenspieler als Nächstes spielen: „Ich brauche vier oder fünf Spiele, dann kann ich den Gegner einschätzen.“

 

Bayerischer und Weltmeister

 

Einmal wurde er schon Bayerischer Meister, für den bundesweiten Titel hat es bisher noch nicht gereicht. Dafür kann er sich seit 2019 den Weltmeistertitel ans Revers heften. Der 69-Jährige hat zwar schon zahlreiche Turniere und Meisterschaften wie die Süddeutsche oder Ostbayerische Meisterschaft gewonnen, aber der Weltmeisterschafts- Triumph ist logischerweise etwas ganz Besonderes. Zumal er schon einmal knapp vorbei schrammte und sich mit dem zweiten Platz begnügen musste.

 

Nur alle zwei Jahre messen sich Spieler, vorwiegend aus Deutschland, aber auch aus Österreich, Tschechien oder anderen osteuropäischen Ländern miteinander. Es ist ein offenes Turnier, was bedeutet, dass die Teilnehmer keine gesonderte Qualifikation bestreiten müssen. So kam es 2019 dazu, dass sich 476 Spieler für die WM anmeldeten. Am Ende der Weltmeisterschaft konnte Haberl 626 Punkte auf der Haben- Seite verbuchen. Der Zweitplatzierte heimste 605 und der Dritte 591 Zähler ein.

 

Die WM-Teilnahme an sich ist schon etwas Besonderes, so Haberl. Normalerweise fänden die Turniere im Ausland statt, was einen besonderen Reiz bietet. In Österreich, Tschechien und in verschiedenen Ländern Osteuropas seien auch schon Austragungsorte gewesen– früher sogar mal in Italien, berichtet Haberl. Ein großes Ziel des Vilsbiburgers ist es, das Turnier noch einmal zu gewinnen. Wenn er das schaffen würde, wäre er der erste Spieler, dem das gelingt.

 

Man trifft viele interessante Leute

 

Wegen der vielen Turniere, die der 69-Jährige im Laufe der Zeit bestritt, lernte er viele interessante Menschen im In- und Ausland kennen. Einer der Höhepunkte während seiner gesamten Schafkopf- Laufbahn war, dass Haberl Karsten Wettberg kennengelernt hat. Wettberg ist ehemaliger Trainer des Fußball- Drittligisten 1860 München und eine Kultfigur des Vereins. Wettberg nahm 2019 ebenfalls bei der Schafkopf-WM teil. Aber auch sonst genießt er die Wettbewerbe, weil man „trifft Leute, die man lange nicht mehr getroffen hat“.

 

Bürgermeisterin Sibylle Entwistle sagt, es sei ihr eine Ehre, Haberl empfangen zu dürfen, schließlich habe sie „noch nie einen Weltmeister getroffen“. Das Geburtstagskind zeigte sich in Redelaune, klärte Entwistle und Andrea Soller über das Kartenspiel auf und gab ihnen einige Tipps, bevor er mit seiner „schönsten Schrift“ im Goldenen Buch unterschrieb. Bürgermeisterin Entwistle: „Ich würde Ihnen Glück wünschen, aber das ist ja Können.“