In nur sechs Jahren stürmte Susanne Beinvogl auf den Karate-Gipfel
Eine Erfolgsgeschichte wie ein Märchen
Die 18-jährige Schülerin wurde mit dem Manfred-Paech-Jugendsportpreis ausgezeichnet
Vilsbiburg. Während Karate in Deutschland als Möglichkeit der Selbstverteidigung zwar hoch angesehen ist, fristet es als Wettkampfsport eher ein Nischendasein. Deshalb mag an vielen in der Volleyball-Stadt Vilsbiburg unbemerkt vorbeigegangen sein, dass die Vilstalmetropole in dieser Randsportart über eine Weltmeisterin verfügt. Im Sommer 2008 düpierte die 18-jährige Susanne Beinvogl im tschechischen Olmütz die gesamte Konkurrenz und gewann den Titel in der Kategorie "Hardstyle Japanese Form". Für diese tolle Leistung wurde die Schülerin am Mittwoch mit dem Manfred-Paech-Jugendsportpreis 2008 ausgezeichnet.
Der Preis, der in diesem Jahr bereits zum fünften Mal verliehen wurde, besteht aus einer Urkunde, einer in der italienischen Partnergemeinde Buja angefertigten Medaille sowie einem Preisgeld in Höhe von 500 Euro. "Susanne Beinvogl hat die Stadt Vilsbiburg überregional hervorragend repräsentiert, herausragende sportliche Leistungen gezeigt und sich besondere Verdienste um den Breitensport erworben", sagte zweiter Bürgermeister Johann Sarcher bei der Preisverleihung, die von den Bläsern der Musikschule umrahmt wurde.
In seiner Laudatio zeichnete Johann Grimmer, Trainer der deutschen Karate-Nationalmannschaft, den Werdegang der jungen Sportlerin nach. So habe Susanne Beinvogl in ihrer Kindheit zwar verschiedene Sportarten wie Turnen, Reiten, Fußball oder Basketball ausprobiert, im Jahre 2003 aber ihre Liebe zum Karate entdeckt. Zwar habe sie damals im zarten Alter von zwölf Jahren, lernen müssen, dass aller Anfang schwer ist: "Bei einer Prüfung ist leider nicht das Brett gebrochen, sondern das Handgelenk." Aber mit viel Ehrgeiz und großem Trainingsfleiß sei es anschließend steil bergauf gegangen. Neun Gürtelprüfungen habe sie mittlerweile bestanden, Berufungen in den bayerischen Landeskader sowie das Nationalteam waren die Folge.
"In unserer Sportart ist nicht das Geld der Ansporn. Bei uns sind Ehrgeiz und Siegeswillen entscheidend", sagte Grimmer weiter. "Der Gewinn der Weltmeisterschaft war nur ein Sieg in der bisherigen Karriere von Susanne. Sie durfte bei nationalen und internationalen Wettkämpfen bereits viele weitere Erfolge feiern." Besonders bemerkenswert sei dabei, dass sie bei manchen Veranstaltungen sogar die männliche Konkurrenz hinter sich lassen konnte. Als nächstes Ziel stehe nun die Europameisterschaft in Rom an: "Und Susanne wird dort ihrer Heimat und ihrem Land alle Ehre machen", sagte Grimmer voller Überzeugung.
Nach der Preisübergabe trat Susanne Beinvogl ans Mikrofon und machte einen durch und durch sympathischen und freundlichen Eindruck: "Ich danke meinem Trainer für die netten Worte, zumal ich weiß, dass ihm normalerweise Kritik deutlich mehr liegt als Lob", sagte sie mit verschmitztem Lächeln in Richtung des Laudators. Etwas ernster fügte sie hinzu, wie sehr sie sich über diesen Preis freut: "Karate ist ja nicht so ein populärer Sport. Umso schöner ist es, dass mein Erfolg in einer Volleyball-Stadt wie Vilsbiburg Aufmerksamkeit findet."
Anhand eines Videospots konnten sich die Gäste dann ein eigenes Bild von der doch eher ungewöhnlichen Form des Karate machen. Beim "Hardstyle Japanese Form" wird - einzeln oder im Team - gegen imaginäre Gegner gekämpft. Und es zeigte sich, dass es sich dabei um eine technisch höchst anspruchsvolle Sportart handelt. Nachdem zur Musik von "The winner takes it all" noch einige Bilder der Preisträgerin über die Leinwand geflimmert waren, dankte Susanne Beinvogl all ihren Weggefährten und schloss mit einem eher ungewöhnlichen Appell an die Zuhörer: "Ich hoffe, dass Sie sich nicht zu sehr von den Lobhudeleien über mich beeindrucken lassen. So toll bin ich eigentlich gar nicht." Wäre es nicht schön, solch bescheidene Worte einmal aus dem Munde eines jungen hochbezahlten Profifußballers zu hören?