Neubau soll zwischen Sportpark und Ballsporthalle entstehen
Vilsbiburg wächst. Die „erstaunlich positive demographische Entwicklung“, die der Diplomstatistiker Christian Rindsfüßer bei der Vorstellung der Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung der Stadt Vilsbiburg festgestellt hatte, wirkt sich auch auf Kindergärten, Schulen und andere Einrichtungen der Stadt aus. In 15 Jahren, prognostizierte Rindsfüßer, werden an der Grundschule Vilsbiburg 28 Klassen unterrichtet. Heute sind es 20.
Mit einem einstimmigen Beschluss hat der Stadtrat am 23. September deshalb festgelegt, dass auf einem 13.000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Sportpark und Ballsporthalle eine neue Grundschule gebaut werden soll. „Es wird die teuerste Baumaßnahme in der bisherigen Stadtgeschichte“, sagte Bürgermeisterin Sibylle Entwistle.
Eine schwierige Entscheidung
Der Stadtrat hat sich seine Entscheidung nicht leicht gemacht. In zahlreichen Sitzungen und mit Hilfe mehrerer Planstudien wurden verschiedene Standorte auf ihre Eignung hin untersucht (siehe Seite 4). Besonders gründlich wurde untersucht, ob man eine neue, größere Grundschule nicht am bestehenden Standort unterbringen könnte.
Eines war aber immer klar: die in den 1950er Jahren errichtete Grundschule ist nicht nur zu klein und technisch veraltet, sondern von ihrer Raumstruktur mit langen Gängen und festen, unflexiblen Klassenzimmern für zeitgemäßen Unterricht nicht mehr geeignet.
Denn anders als in der Vergangenheit besuchen heute nicht nur viel mehr Kinder die Grundschule, die Schüler
kommen aus verschiedenen Herkunftsländern und haben ganz unterschiedliche Lernvoraussetzungen. Deshalb werden heutzutage die Klassen öfter geteilt und je nach Lern-Anforderung auch gemischt. Für dieses moderne „Lernhaus-Konzept“, für das sich auch das Lehrerkollegium ausgesprochen hat, sind zusätzlich zu den Klassenräumen Kommunikationszonen, Einzel- und Gruppenarbeitsplätze erforderlich.
Hinzu kommt, dass der Gesetzgeber ab dem Schuljahr 2026 für alle Grundschulen verpflichtend eine Ganztagsbetreuung beschlossen hat. Das bedeutet, dass die Grundschule eine Mittagsverpflegung und ein pädagogisches Angebot für den Nachmittag anbieten muss und an fünf Wochentagen bis 16.00 Uhr geöffnet ist.
Um diese neue Schulphilosophie aktuell und auch in Zukunft flexibel handhaben zu können, benötigt das Gebäude Möglichkeiten für Spiel und Sport, aber auch Ruhezonen. In einem Neubau können diese Anforderungen jetzt möglich gemacht werden.
Der vom Stadtrat jetzt festgelegte Standort an der Brückenstraße (Bildmitte unten) bietet zahlreiche Vorteile für das Schulhaus, aber auch für die Rahmenbedingungen (Bild: Klaus Leidorf).
Schon heute reicht der Platz der alten Grundschule an der Kirchstraße nicht mehr. Alle verfügbaren Räume wurden für dieses Schuljahr in Klassenzimmer umgewandelt.
Die schwierige Suche nach dem besten Platz
Drei mögliche Standorte für die neue Grundschule
Drei mögliche Standorte für die neue Grundschule wurden seit Juli 2023 untersucht, ob darauf das erforderliche Raumprogramm Platz findet, dazu Sportanlagen und geeignete Verkehrsflächen für Busse, Autos und Fußgänger. Am intensivsten untersucht wurde dabei die Möglichkeit, die Grundschule am bisherigen Standort unterzubringen. Die Vorgabe des Stadtrats lautete: es darf keine Denkverbote geben.
1. Kirchstraße
Am bisherigen Standort der Grundschule zeichnete sich ab, dass entlang der Frontenhausener Straße ein zweiter Baukörper errichtet werden müsste, unter anderem mit der Konsequenz, dass der Pausenhof für mehr Schüler erheblich kleiner wäre. Die bestehende Turnhalle hätte abgerissen und eine neue auf dem Gelände des Sankt-Johannes-Hauses gebaut werden müssen. Sogar die theoretische Möglichkeit, die Grundfläche vom Eine-Welt-Laden bis zu zwei Wohnhäusern in der Kirchstraße auszudehnen, wurde - mit negativem Ergebnis - von Architektin Brigitte Hoernle durchgerechnet.
Am Ende sprachen viele Faktoren gegen den bisherigen Standort: das alte Gebäude hätte total entkernt oder gar abgerissen werden müssen, weshalb die Schüler während der Bauzeit in einer Containerschule (mit nicht geförderten Kosten in Millionenhöhe) unterrichtet worden wären. Beim Sankt-Johannes-Haus, das abgerissen worden wäre, hätte man auch die Entwicklungsmöglichkeiten der Mittelschule beschnitten. Außerdem müsste die Grundschule zusätzlich die Aufsichtspflicht auf dem Weg vom Schulgebäude zu den Sportanlagen organisieren.
2. Brückenstraße
Dies alles fällt bei einer Verlagerung der Grundschule an dem jetzt beschlossenen Standort an der Brückenstraße weg. Das neue Gebäude kann zeitgemäß konzipiert werden und hätte sogar noch Entwicklungspotential – etwa für eine zweite Sporthalle. Und die Ganztagsschüler können für ihre sportlichen Aktivitäten zusätzlich die benachbarten Sportanlagen mit nutzen, was zu einem Schul- und Sport-Campus werden könnte. Die erforderliche Reorganisation des Verkehrs rund um die Ziegeleistraße kommt allen Bürgern zugute.
3. Frontenhausener Straße
Relativ früh ausgeschieden ist das Grundstück zwischen den Stadtwerken und dem hagebaumarkt: Die Fläche ist nicht groß genug und bietet keine Entwicklungsmöglichkeiten, außerdem liegt ein Teil des Grundstücks im Hochwasserbereich der Vils.
In dieser skizzenhaften Darstellung zeigen sich die Möglichkeiten, die das Grundstück an der Brückenstraße für einen Grundschulneubau bietet. Die architektonische Planung erfolgt von einem noch zu ermittelnden Planungsbüro.
Verkehr: Lösungen möglich
Schulwegsicherheit bleibt ein wichtiges Thema
Die Verkehrssituation vor der Grundschule vor Beginn und nach Ende des Schultages ist − vorsichtig formuliert − unübersichtlich. Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, mehrere Schulbusse sowie Schulkinder zu Fuß oder mit dem Roller kommen da zusammen. Zwar wurde die Situation mit dem Umbau des Kirchenvorplatzes sowie mit neuen Ampeln an der Frontenhausener Straße verbessert, aber noch mehr Schüler an dieser Stelle mag man sich gar nicht vorstellen.
Der bisherige Standort liegt zentral in der Stadtmitte und ist somit von 69 Prozent der Bevölkerung zu Fuß in einer Viertelstunde zu erreichen. Am jetzt gewählten Standort bei der Ballsporthalle trifft das nur auf 34 Prozent der Bevölkerung zu, weil die Bahngleise zum Beispiel die Wohngebiete Burger Feld und Schachten abschneiden. Hier könnte eine Querung über die Bahnstrecke für Radfahrer und Fußgänger Abhilfe schaffen, hieß es im Stadtrat.
Mit der Festlegung auf diesen Standort kann bei der anstehenden Sanierung der Bahnbrücke unter der Brückenstraße auf eine Erweiterung für den Fußgänger- und Radverkehr geachtet werden. Der große Vorteil des neuen Standorts in Sachen Verkehr liegt darin, dass man Bushaltestellen, die Fahrzeuge der Eltern und die ankommenden Fußgänger komplett neu ordnen kann, zumal auch der Parkplatz der Ballsporthalle am Vormittag bislang weitgehend ungenutzt ist.
Grundschule heute
Die Grundschule ist zu klein. In dem Gebäude an der Kirchstraße werden 93 Prozent der Vilsbiburger Kinder im Grundschulalter unterrichtet, das sind im aktuellen Schuljahr 425 Kinder. Der Rest besucht die Montessori-Schule oder die Förderschule. Bis zum Jahr 2030 werden es rund 600 Kinder sein.
Damit diese vielen Kinder im bestehenden Schulgebäude unterrichtet werden können, wurden im aktuellen Schuljahr alle verfügbaren Räume in Klassenzimmer umgewandelt und vergleichsweise große Klassen gebildet. Weil die Gefahr bestand, dass der Platz trotzdem nicht ausreicht, hatte die Stadtverwaltung das Sankt-Johannes-Haus soweit vorbereitet, damit auch dort Unterricht stattfinden könnte.
Schulleiterin Alexandra Priller zeigte sich am ersten Schultag aber erleichtert darüber, dass die Kinder bislang nicht zwischen zwei Standorten pendeln müssen.
Kein zweiter Schulsprengel
Schon frühzeitig ausgeschlossen wurde die Möglichkeit, die alte Schule gründlich zu sanieren und an anderer Stelle eine zweite, neue Grundschule zu bauen. Dazu hätte man zwei Schulsprengel bilden müssen; das heißt, das Stadtgebiet wäre in zwei Wohnregionen aufgeteilt und jede einer Schule zugewiesen worden.
Experten hatten darauf hingewiesen, dass viele Eltern versuchen würden, ihre Kinder möglichst auf die neue Schule zu schicken. Das sei in anderen Städten so zu beobachten gewesen.